„Wir müssen mal reden!“ mit Walter Momper anlässlich des 30-Jährigen Mauerfalljubiläums


„Wir müssen mal reden!“ mit Walter Momper anlässlich des 30-Jährigen Mauerfalljubiläums

Im Rahmen meiner Veranstaltungsreihe „Wir müssen mal reden!“ komme ich regelmäßig mit Menschen aus Politik und Gesellschaft ins Gespräch. Aus Anlass des 30-Jährigen Jubiläums des Mauerfalls in diesem Herbst hatte ich das große Vergnügen Walter Momper als Gast für meine Veranstaltung gewinnen zu können. Als damaliger Regierender Bürgermeister von Berlin hat Walter Momper die Öffnung der Mauer nicht nur hautnah miterlebt, sondern auch auf politischer Ebene die Weichen für das Zusammenwachsen unserer Stadt mit gestellt.

Selbstverständlich wollte ich mehr über seine Erinnerungen an diese historischen Tage erfahren. Dass sich das politische und gesellschaftliche Klima in der DDR veränderte, hat sich im Jahr 1989 bereits seit einiger Zeit abgezeichnet. Um auf eine etwaige Maueröffnung vorbereitet zu sein, hat der Berliner Senat schon seit längerem entsprechende Vorbereitungen getroffen. Eine große Sorge war, dass es bei einem Versuch die Mauer von ostdeutscher Seite aus zu überwinden zu Gewaltanwendungen kommen könnte. Ein Szenario, das nach den großen, friedlichen Montagsdemonstrationen in Leipzig und einem Gespräch mit Schabowski, Mitglied des Zentralkomitees der SED, immer unwahrscheinlicher und am Ende zum Glück nicht Realität wurde.

Als die Mauer schließlich fiel, war die Neugierde auf beiden Seiten der getrennten Stadt groß, hinter die jahrelang verborgenen Kulissen zu blicken. Eine besondere Herausforderung war es, den Transport der geschätzt 500.000 Menschen, die im Fall der Maueröffnung aus dem Osten in den Westen strömen würden, zu organisieren. Allein die U-Bahn musste 1/3 mehr Menschen als sonst transportieren. Auch die Bereitstellung des Begrüßungsgeld für die eine Million Besucher erforderte eine enorme Planungsleistung. Die Wiederherstellung der Telefon, Straßen und öffentlichen Verkehrsverbindungen zwischen beiden Stadthälften erfolgte häufig „auf dem kurzen Dienstweg“. Eine aus heutiger Sicht schwer vorstellbare Vorgehensweise, die dennoch, auch Dank der guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Behörden in Ost und West Berlin, gut funktionierte. Heute blickt Walter Momper aus Berliner Sicht auf die drei Jahrzehnte seit der Maueröffnung positiv zurück. Auch die gesamte Bundesrepublik sieht er auf einem gutem Weg. Allerdings sind noch einige Baustellen im gesellschaftlichen Zusammenleben zu meistern. Ein wichtiger Punkt ist für ihn die Förderung des Verständnisses für die unterschiedlichen Biographien in den neuen wie den alten Bundesländern.

Alles in allem ein bewegender Abend mit vielen spannenden Einblicken in die jüngere Geschichte unserer schönen Stadt. Ich bedanke mich herzlich bei Walter Momper dafür, dass er bei mir zu Gast war.

Herzliche Grüße,
Ihr Andreas Kugler